Gedanken an einen Abschied
Wann wir uns das erste Mal begegneten - ich weiß es nicht mehr. Es liegt viele Jahre zurück und ich befand mich damals in einer Ausbildung. Es musste in einem der zahllosen Gänge gewesen sein, als wir uns begegneten. Wohl sicher ein zufälliges Vorbeihuschen. Ein hübsches Gesicht umrahmt von einer Mähne blonden Haares, fröhliche Augen, volle Lippen, die den Anschein erweckten, als wären sie stets zu einem Lächeln geformt. Ich ertappte mich dabei, länger als gewöhnlich, meinen Blick auf sie zu richten. Mag sein, dass sie meinen Blick erwiderte oder nur geschäftig an mir vorbeizog.
In der Foge wurden die Begegnungen zahlreicher und ich konnte nicht umhin, sie das ein oder andere Mal verstohlen aus den Augenwinkeln zu beobachten. Ihre schlanke Erscheinung, der kleine, süße Po, wenn sie ihre Hüften schwang und sich rasch durch die Räume bewegte, die vollen Brüste, die sich unter ihrem Shirt abzeichneten. Sie schlug mich in den Bann und mir schien, als würde es eine stille Schwärmerei bleiben, war sie doch zweifellos eine Erscheinung, die nicht nur meine Blicke zu fesseln vermochte.
Der Zufall wollte es und wir wurden beide in die gleiche Abteilung versetzt. Wir lernten uns kennen, oberflächlich - redeten über Musik, Menschen und den Job, wenn es die Zeit erlaubte. Tatsächlich war das Eis gebrochen und wir scherzten miteinander. Ich mochte ihr lautes, helles Lachen. Nicht verstohlen oder höflich zurückhaltend. Nein, gelegentlich warf sie den Kopf in den Nacken und prustete lauthals los. Dann fühlte man sich mitgerissen und animiert, den Faden weiterzuspinnen.
Eines Tages, als wir in einer fröhlichen Unterhaltung vertieft, ließ ich, wie beiläufig, die Bemerkung fallen, dass wir unser Gespräch bei einem Getränk und in zwangloserer Umgebung fortsetzen könnten.
"Sicher, lass uns das tun", grinste sie.
An einem der folgenden Abende trafen wir uns in einem Cafe. Den Ort weiß ich nicht mehr, an den Verlauf erinnere ich mich ebenso wenig. Mir ist noch im Gedächtnis, dass ich sie später nach Hause fuhr. Eine Weile saßen wir noch im Auto, bevor wir uns verabschiedeten. Ich sah ihr im Halbdunkel hinterher und dachte an die zurückliegenden Stunden voll gelassener Fröhlichkeit. Diese Frau schien mir so vollkommen und unerreichbar. Es mag der Grund dafür gewesen sein, dass ich, trotz aller Gelöstheit, eine scheue Distanz wahrte. Keine Berührung suchend, ihren Blick nur scheu erwidernd.
Am nächsten Tag ließ uns die Routine nur wenig Zeit für privaten Austausch. In den wenigen Minuten zwischen Akten und Telefon befanden wir aber beide den vergangenen Abend für wiederholungsbedürftig.
In einem Moment sah sie mich an.
"Warum bist Du eigentlich nicht mit zu mir gegangen, als Du mich gestern abgesetzt hast ?"
Für eine Sekunde war ich erstarrt und wirre Gedanken schossen mir durch den Kopf. Mochte es ein, dass meine Ohren die Worte vernommen, aber deren Bedeutung noch nicht erfassten. Diese Frau, die mir so fern schien, hatte mich indirekt zur Offensive aufgefordert...
Es kam das Wochenende und wir trafen uns erneut. Die Klubs, die wir besuchten, sind meiner Erinnerung entfallen. Es war bereits dunkel, als ich ihr auf das Zimmer folgte. Sie zündete Kerzen an und ließ Musik erklingen. Ich meine mich an David Bowies Stimme zu erinnern. Wir küssten uns - zärtlich, dann fordernd und schließlich wild entflammt.
Ihr Körper war von perfekter Schönheit und sie ließ mich von ihm kosten. Wir liebten uns wie Hungernde - intensiv und ausgiebig. Umklammerten uns wie Etrinkende, fanden einander wie Suchende.
Der Morgen brach an und rötlich schimmernde Sonnenstrahlen fluteten das Zimmer. Ein Farbenspiel aus tanzendem Licht strich über das Bett und ließ ihre Haut golden erscheinen.
Wohlige Wärme durchströmte unsere Glieder.
"Du, ich muss bald fahren", sagte sie mit leiser Stimme, während sie mit einem Finger feine Muster in die Schweißperlen auf meinem Bauch zeichnete.
"Fahren?"
"Ja, ich habe bereits gepackt. Es war dies mein letzter Tag. Ich gehe wieder zurück in den Norden, zurück zu meiner Familie, meinen Leuten."
Ich schluckte schwer.
"Du kommst nicht wieder ?"
"Nein", sagte sie.
Aufkommende Traurigkeit erfasste mich. Nein, es hatte keine Gedankenspiele für die Zukunft gegeben, aber diese Entwicklung war keine, die ich erwartet hatte.
"Lass uns die verbleibende Zeit leben", waren ihre Worte.
Sie nahm einen Schluck aus dem Sektkelch und reichte mir die Tüte, die sie vorher kunstvoll gedreht hatte.
Farben, Gedankenfäden, Stimme und Haut verschwommen zu einer Einheit, die mich umspülte und in deren Strudel ich mich verlor.
Erneut liebten wir uns bis wir erschöpft und voll gesättigter Leidenschaft nebeneinander zu liegen kamen.
Der Abschied war kurz und voller Wehmut.
Als ich im Auto saß, widerstand ich der Versuchung hinaufzueilen und sie um Verbeib zu bitten.
Besondere Momente und der Zauber, der in ihnen wohnt, sind gezeichnet durch Freude und Schmerz.
Wir haben uns nie wieder gesehen. Einmal telefonierten wir noch, dann verloren sich die Spuren. Ich weiß nicht, wo sie heute ist und wie ihr Leben verlaufen sein mag...
© by P.H.
dunkelgrell am 21. Dezember 10
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Früher war nicht alles schlecht
Der Sommer hat es mir wieder vor Augen geführt: Es gibt Dinge, die ich schmerzlich vermisse. Dolomiti-Eis beispielsweise.
Der ein oder andere wird diese kulinarische Pracht noch vor Augen haben. Ein Eis am Stil in Form der Dolomiten mit den Geschmacksrichtungen Zitrone, Himbeere und Waldmeister. Das Ganze in der entsprechenden Farbgebung, die Kinderherzen höher schlagen ließ.
Die Blütezeit dieser Köstlichkeit lag in den 80ern. Langnese zog das Ding 1987 aus dem Verkehr. Über die Gründe wird spekuliert. Gerüchtweise hieß es, dass Substanzen enthalten waren, die heute nicht einmal mal mehr in Raketenbrennstoffen zugelassen wären. Nun, vermutlich werde ich also irgendwann elendig an multipler Organfäulnis zugrunde gehen.
Ich denke, es war die Sache wert... :-)
© by P.H.
dunkelgrell am 21. Dezember 10
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Des Deutschen liebstes Kind
Klar, Autos werden gebraucht - habe ich verstanden.
Wie sonst willst du das Partyfass Billigbier in die heimische Höhle verfrachten ?
Außerdem die dummen Blicke, wenn du den neuen 122 cm 3D-Plasmafernseher in den Linienbus hiefst. Nach dem Motto: Für nen fahrbaren Untersatz hat die Kohle wohl nicht mehr gereicht.
Naja, dann die Blondine mit dem unverschämten Vorbau auf der coolen Party.
Den ganzen Abend angegraben und irgendwann hast du sie mit deinem granatenmäßigen Charme weichgekocht.
"Gehen wir zu Dir oder zu mir ?"
Du bietest ihr an, sie auf deinem Bonanzarad mitzunehmen. Sie dreht sich lachend um und ward nicht mehr gesehen.
Mecker jetzt nicht über die Oberflächlichkeit, das bringt sie auch nicht zurück.
However, wenn ich samstags durch die Straßen falle und automobile Putzorgien bemerke - irgendwie ist die Benzinkutsche für eine signifikante Anzahl Männchen zu einer Blech gewordenen Visitenkarte mutiert.
Jepp...und Pamela Anderson ist eine gandenlos unterschätzte, oskarverdächtige Leinwandgröße - definitiv.
Muss ja mal gesagt werden...
© by P.H.
dunkelgrell am 21. Dezember 10
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Festliche Szenen
"Wann kommt denn diese Vollfluppe von Weihnachtsmann?"
Der Sprößling hat den Kopf in den Kamin gesteckt und leuchtet mit seiner LED-Lampe den Schacht aus.
"Geh da weg", ruft Mutter wobei sie die Worte langsam und gedehnt spricht.
Das Reden erfordert die ganze, eierlikörgetrübte Konzentration. Der Blick ihrer glasigen Augen ist dabei starr auf die Mattscheibe gerichtet.
Vater thront in seinem Sessel und starrt ebenso gebannt auf die Flimmerkiste.
Penetrant fröhliche Menschen tanzen über den Bildschirm und trällern stimmungshaltige Volksweisen.
Reichlich funkelnder Glitzer und Kunstschnee rieseln horizontal über das Gerät.
Der dauergrinsende Moderator ignoriert gekonnt das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Publikums und reitet Attacken gegen den guten Geschmack.
Schwiegermutter hat sich abgemeldet. Schon vor Stunden.
Ihr Kopf ruht auf der Brust und ohrenbetäubendes Schnarchen dringt aus der Kehle.
Vater fummelt wieder an der Fernbedienung, um das Sägewerk zu übertönen.
Junior schiebt sich Weihnachtsgebäck in den Mund und beobachtet interessiert wie sich der Speichel an Schweigermutters Kinn sammelt und auf ihr Kleid tropft.
Irgendwie fühlt er sich an den Bernhardiner der Nachbarn erinnert.
Als es klingelt springt Junior auf und sprintet zu Tür.
Im Eingang steht ein älterer Herr. Freundlich lächelt er ihn an während er den weißen Rauschebart streicht.
Einzelne Schneeflocken haben sich auf Mütze und Jacke seiner roten Bekleidung niedergelassen
"Hohoho, mein Kleiner, drauß´ vom Walde komm ich her."
Der Kleine schaut ihn an und verzieht das Gesicht.
"Alter, wie siehst Du denn aus?"
Sichtlich irritiert und mit gefrirendem Lächeln stammelt der Besucher: "Aber...aber... ich bin doch der Weihnachtsmann."
"Maaan, mach doch keinen auf Laberkasper. Santa ist cool, der kommt durch den Kamin."
Dabei misst er ihn mit abschätzigem Blick.
"Ach, weißt Du, die Knochen...ist alles nicht mehr so wie früher..."
In desem Moment schallt Vaters genervte Stimme aus dem Wohnzimmer: "Wer hat denn da geklingelt?"
"So´n Kalkbunker im Strampelkostüm", tönt Juniors Stimme durch den Flur.
"Was will der denn?"
"Keine Ahnung, meint, er wäre der Weihnachtsmann."
Aus dem Wohnzimmer dringt Gelächter.
"Sag ihm, wir kaufen nichts. Auf dem Regal in der Küche steht noch ein Jägermeister - gib ihm das."
Junior spurtet los, holt das Fläschchen und wirft es dem Besucher zu.
"Da, Alter, hau rein und nerv net mehr."
Mit lautem Knall wirft er die Tür ins Schloss und trabt zurück in das Wohnzimmer.
Mutter schaut ihn an und schüttelt den Kopf.
"Du sollst doch nicht immer so laut die Türen schlagen."
Das Sprechen fällt ihr sichtlich schwer.
Junior ignoriert sie, schnappt sich seine Lampe und stiefelt zum Kamin.
© by P.H.
dunkelgrell am 20. Dezember 10
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Online
Während der Kaffee röchelnd durch die Maschine läuft, fahre ich den Compi hoch. Die Seite lädt wie immer im Zeitlupentempo. Auf den Osterinseln oder wo zum Henker die Server stehen mögen, scheint der Admin wieder Resident Evil auf der Maschine zu spielen.
Nachrichten eingegangen. Eine Svetlana schreibt: "Ich sah dein profil auf und wollte wissen Sie besser. let's do this ...senden Sie Bilder oder Sie schreiben und Sie Fragen an mich stellen, so da? ich Ihnen sagen konnte, mehr uber mich, okay?" Der Sprachhäcksler hat wieder ganze Arbeit geleistet. Der Löschbutton entfernt das Heiratsgesuch aus meinem Sichtfeld.
Ich frage mich, ob Monica Bellucci eine Mailadresse hat und ob ich sie mal anschreiben sollte.
Frühstück fällt aus. Die letzte Dose Thunfisch habe ich gestern mit der Katze geteilt. Einsam fristen 2 Flaschen Altbier ihr Dasein im Kühlschrank. Eine Option für den Nachmittag.
Der Kaffee ist heiß und stark. Sehr stark. Ich überlege, ob er wohl zum Abbeizen von Möbeln geeignet wäre.
Bunte Bilder lachen mich an. Zucken wie defekte Leuchtreklame und machen mich nervös - nichs für Menschen mit Epilepsieneigung. Liebe Grüße und aufmunternde Tagesparolen.
Das Telefon klingelt. Chef fragt, wann ich in der Firma aufzuschlagen gedenke. Ich murmele etwas von Kopfweh und Übelkeit. Er wünscht mir ein gute Besserung.
Virtuelle Dresche für virtuelle Existenzen. Hin und wieder Gedankeninseln. Ich lächele, bin berührt und hinterlasse Zeilen.
Mein Magen knurrt unüberhörbar. Ernesto meldet sich am anderen Ende der Leitung. Ich bestelle eine große Pizza und ordentlich Wein. Wenig später klingelt es an der Tür und die Lieferung trifft ein. Ein verschwitzter Student überreicht mir die Ware. Sauberer Rechtsscheitel und Pullunder - vermutlich Maschinenbau oder Elektrotechnik. Ich lasse einige Euros Trinkgeld springen und hoffe, dass es gut angelegt ist - in die Zukunft unseres Landes.
Ich esse Pizza und die Katze beobachet mich aufmerksam bis ich mit ihr teile. Denke nicht, dass es angemessene Nahrung für den Zimmertiger ist. Morgen kaufe ich Futter - versprochen. Sie nickt, als würde sie meine Gedankengänge lesen.
Virtuelle Blumen und Handzeichen. Es ist als wäre ich auf ein fahrendes Karussell aufgesprungen und würde mich nun in einer Kreisbahn mit anderen befinden.
Irgendwann ist der Wein geleert und der Kühlschrank nun endgültig ohne Inhalt. Das Karussell dreht sich schneller und ich antworte, kommentiere und bewerte.
Stunden vergehen und irgendwann verliert das Karussell an Fahrt. Vor meinen Augen verschwimmen die Farben und Lichtpunkte tanzen Polka.
Ich klinke mich aus und falle in einen unruhigen Schlaf.
Im Traum sehe ich mich auf den Osterinseln und mit dem Admin Ballerspiele zocken - auf dem Single-Server. Selbstredend gewinne ich und trage die Maschine nach Hause.
Im Spiegel sehe ich Gollum, wie es über den Rechner streicht und "mein Schatz" murmelt.
Schweißgebadet schrecke ich aus dem Schlaf hoch und atme schwer.
Die Katze steht am Fußende und betrachtet mich mahnend aus Schlitzaugen, als hätte sie mich vor den Folgen der Virtualität gewarnt.
Es wird ein guter Tag werden, denke ich noch, als ich wieder einschlafe.
© by P.H.
dunkelgrell am 20. Dezember 10
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Bärbel und Klaus
"Frauenglück69" wartete auf dem Parkplatz vor "Onkel Harrys Pilsecke". Cooler Laden. Hatte aber schon bessere Tage gesehen.
Das dürfte allerdings gewesen sein, als er dem hiesigen Kleintierzuchtverein noch als Geräteschuppen diente. Der Geruch aus dieser Zeit haftete dem Ding noch an.
Nervöse sah er auf die Uhr und strich sich über das spärliche Haar, welches unter reichlich Geleinfluss kunstvoll zu einem verwegenen Igelkopf geformt war.
Ein Kleinwagen bog blinkend von der Straße ab und rollte auf den Parkplatz. Nur schemenhaft konnte er die Umrisse einer Frauengestalt hinter dem Steuer ausmachen.
Das musste sie sein. Allzu viele Frauen verirrten sich nicht an diesem Ort.
"LadyVenus" entstieg dem Wagen, schaute sich suchend um und wendete ihre Schritte in seine Richtung.
"Klaus?"
"Jepp - Bärbel?"
Einen Moment musterten sie sich kritisch, dann platzte es aus ihr heraus:
"Das sind nie und nimmer 1 Meter 80!"
Verlegen warf er einen Blick zu Boden und betrachtete mit gespielter Aufmerksamkeit seine Zehen, die aus den Riemensandalen hervorschauten.
"Naja, mit entsprechenden Schuhen schon..."
Sie schnaubte verächtlich.
"Was sind das für Schuhe? High Heels?"
"Na hör mal, so bin ich nicht drauf...", protestierte er.
Bärbel stemmte die Arme in die Seite, legte den Kopf auf die Seite und musterte ihn eingehend. Ihr wandernder Blick kam auf der deutlichen Wölbung über seinem Gürtel zum Stehen.
"Sportliche Erscheinung nennst Du das also?"
"Na klar", erwiderte er und deutete stolz auf die Streifen seines ausgewaschenen adidas-Shirts.
Über ihr Gesicht huschte ein amüsierter Gesichtsausdruck.
"Immerhin, um eine Antwort bist Du wohl nicht verlegen."
"Ne", entgegnete er mit einem schiefen Grinsen und deutete nun auf sie.
"Weibliche Figur? Was ist damit?"
Sie schaute an ihrer knabenhaften Erscheinung hinunter.
"Naja, ist schon weiblich..."
Dann sah sie auf, ihre Blicke begegneten sich und beide begannen zu kichern.
Zunächst verhalten dann immer lauter und schließlich brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Immer noch lachend gingen sie aufeinander zu.
Klaus ergriff ihre Hand und zog sie in Richtung der windschiefen Baracke, die er als Begegnungsstätte gewählt hatte.
Einer Spelunke, die bestenfalls mit der Auszeichnung einer goldenen Ananas im Gourmetführer Erwähnung finden dürte.
Der Abend gestaltete sich unterhaltsam.
Die verantwortliche Position im Tiefbau entpuppte sich als Führen eines Baggers.
Die Tätigkeit im Management des Gesundheitswesen als Job einer Krankenkassen-Sachbearbeiterin.
Die Beiden hatten sich eine Menge Dinge zu erzählen und von Langeweile keine Spur.
Der Abend wurde lang und wie er im Einzelnen verlaufen ist, mag der Phantasie überlassen bleiben, aber ich erinnere mich kürzlich eine Hochzeitsannonce gelesen zu haben.
Von einer Feier war da die Rede - in "Onkel Harrys Pilsecke".
Vielleicht schaue ich mal vorbei.
© by P.H.
dunkelgrell am 20. Dezember 10
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Männer und Mode
Wenn Männer Klamotten kaufen, ist das meist zielgerichtet. Frauen sind da eher kreative Freigeister.
Kennt ihr doch sicher - ein Kerl hat zwei Buchsen im Schrank, die er abwechselnd trägt. Ist eine geschrottet, kauft er eine neue.
Frau ist anders. Da gibt es den Kleiderschrank mit aktuellen Textilien. Der Vermieter hat wegen diesem Ungetüm nachträglich Stahlträger in die Deckenkonstruktion einziehen lassen.
In diesem Ding befinden sich aber lediglich Klamotten für die laufende Saison.
Der Rest ist in Schiffscontainern untergebracht, die den Garten schmücken.
1000 Bruttoregistertonnen oder so.
"Oooch, ich geh mal schauen, was es so gibt. Könnte etwas für den Sommer gebrauchen", sagt sie.
Sommer ? Wir Kerle denken da spontan an die Beschaffung einer Zapfanlage für kommenden Grillpartys.
Ok, kleidet nicht wirklich, ist aber ne echt sinnvolle Investition.
Ein Kumpel sagte mal vor Jahren zu mir: "Wenn wir uns aus den Augen verlieren und uns irgendwann wieder über den Weg laufen sollten, wirst Du mich vielleicht nicht mehr erkennen. Erkennen wirst Du aber die Hose."
Dabei klopfte er auf die blaue Schlag-Cordhose unter der kaum die Schuhe zu erkennen waren.
Naja, dann doch lieber einen 5-Jahres-Plan für den Kleiderschrank.
Jedenfalls ziehst Du als Kerl los und schaust mal, was der Markt so hergibt.
Besonders gerne sehe ich dem Treiben einfach nur zu.
Kürzlich stehe ich da vor einen Wühltisch mit Shirts und beobachte aus den Augenwinkel eine unterhaltsame Szenerie:
Wohlbeleibter Herr mittleren Alters. Offensichtlich an einem Anzug in kecker Farbgebung interessiert.
Lila würde ich es bezeichnen. Wahrscheinlich nennt sich das in Fachkreisen fliederfarben oder so.
Ging also in die Umkleide, um nach heftigem Kampfgetöse wieder verschwitzt vor dem Spiegel aufzutauchen.
Für meine Begriffe stand die blutdruckbedingte Kopfröte in unversöhnlichem Streit mit der Anzugfarbe.
Jedenfalls eilte sogleich eine der Verkäuferinnen herbei.
Nett anzuschauen. Sehr adrett. Typ Douglasjunkie.
"Steht ihnen auuusgezeichnet", flötete sie.
"Wirklich?", stieß der Kunde mit gepresster Stimme unter dem stramm sitzenden Sakko hervor.
"Aber sicher, es lässt sie frech und jugendlich erscheinen."
Dabei entfernte die Dame geschäftig unsichtbare Verunreinigungen von dem guten Stück, die wohl nur sie zu sehen vermochte.
Denke mal, das ist so ein Psychoding - Körperkontakt herstellen.
Hat bei ihm auf jeden Fall funktioniert.
Also ich hatte zu dem Outfit nur eine Assoziation: Modell Hinterhof-Nuttenpreller.
Mir ist da eine Weisheit in Erinnerung:
"Es ist kein Kaufmann, der nicht Mäusedreck für indischen Pfeffer verkaufen kann."
Stimmt schon - irgendwie.
Wie auch immer, nach kurzer Verhandlung knickte der Herr unter dem überzeugenden Charme der Dame ein und verließ siegessicher den Laden.
Bewaffnet mit Textilien, die seinen Typ unterstreichen und sämtliche Türen in Beruf und Damenkontaktierung weit aufstoßen sollten.
Hätte mir vielleicht seine Nummer geben lassen sollen, um den Erfolg zu beobachten.
Weil, wenn, dann hole ich mir auch so ein Teil - oder gleich mehrere.
Echt jetzt.
© by P.H.
dunkelgrell am 20. Dezember 10
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Die Figur - ganz dünnes Eis
"Findest Du ich habe zu viel Speck auf den Hüften?", fragt sie.
Auf meiner Stirn bilden sich feine Schweißperlen. Unheil droht.
Die scheinbar gelassene Frage hat das Potential in einer handfesten Krise zu kulminieren. Inklusive Männerbashing, Liebeszweifel, Sinnfrage und tieffliegendem Geschirr - das volle Programm.
Du wirst es keinesfalls durchstehen können. Heute nicht, nicht mit dem Brummschädel - definitiv.
Die Wahrheit ? Dass du sie nach wie vor extrem lecker findest ? Vergiss es - sie wird es als Schwindel missdeuten.
Ein Lüge ? Keine Chance - merkt sie sofort.
Frauen haben im Verlaufe der Evolution einen Bio-Lügendetektor für diese Zwecke entwickelt.
Du schaust sie an, wie sie da vor dem Spiegel steht und findest sie wirklich erste Sahne.
Ich meine, es sind doch die zarten Pölsterchen an den Hüften, die dich echt anmachen. Als Mann hast du nicht solche Kurven. Ich stehe total auf diese Körperlandschaften - Taille, Hüfte, Po.
Wäre ich ne Frau, würde ich wohl den ganzen Tag im Bett liegen und mit einem Matchbox-Ferrari diese Kurven abfahren und dabei die Geräusche des 8-Zylinders imitieren.
Ein Männerkörper ist anders. Weniger kurvig - sieht man mal von dem Bierspoiler ab, der sich bei dem ein oder anderen im Laufe der Zeit ausbilden mag.
"Schatz, warte - ich muss mal dringend."
Fluchtartig verlässt du den Raum und weißt, dass nun jede Sekunde zählt. Deine Sinne arbeiten auf Hochtouren und checken alle Optionen.
In solchen Momenten musst Du La Paloma auf den Nerven anderer spielen.
Ein Gedanke - Hr. Schnerzelmaier, die mentale Sparversion aus dem 1. Stock. Der, der jeden Sonntag pünktlich zum Sonnenaufgang seinen Schlagbohrer an den Grundmauern des Hauses testet.
Das Rührei auf Beinen wird heute herhalten müssen - volles Ballett.
Mit zitternden Fingern und unterdrückter Rufnummer wählst du die Polizeistation an.
"Dringend...ja...Geiselnahme - ich glaube, er ist bewaffnet."
Hastig legst du auf und wartest einige Zeit.
Nur wenige Minuten, dann sind in der Ferne bereits die Sirenen zu hören.
Langsam betrittst du wieder das Zimmer.
Ihre Miene gespannt in Erwartung deiner Antwort.
"Und?"
"Und was?"
"Habe ich oder nicht?"
"Schatz...Du..."
Weiter komme ich nicht. Das Timing war perfekt.
Im Treppenhaus sind laute Rufe zu vernehmen und das Bersten einer Tür.
In solchen Dingen sind die Jungs vom SEK nicht zimperlich.
Klar, zum heiteren Gurkenschälen rücken die nicht an.
Sie zuckt zusammen und vergessen ist die Frage - diesmal.
Den Tag verbringen wir und die anderen Hausbewohner mit Verhören in neonbeleuchteten Polizeiräumlichkeiten.
Sicher, das nächste Mal werde ich eine andere Taktik wählen müssen...
© by P.H.
dunkelgrell am 19. Dezember 10
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Winterphantasie
Kalt war es. Bitterkalt. Er schlug den Kragen seines Mantels auf und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken.
"JANAAA!"
Der Ruf verhallte irgendwo zwischen den schneebeschwerten Bäumen.
Hatte er gehofft, eine Antwort zu vernehmen, so wurde er abermals enttäuscht.
Ungerührt von den Rufen eines Verzweifelten verharrte der Wald in teilnahmsloser Stille.
Gespenstische Ruhe, die nur von den knirschenden Geräusch seiner Stiefel im Schnee gestört wurde.
"JAANAAAA!"
Nichts.
Tief geduckt unter der weißen Last scharrten sich die Bäume um den kleinen Pfad, den er hastig beschritt.
Immer wieder glitten seine Blicke suchend zwischen den Stämmen umher.
Tasteten das weiße Tuch ab, das scheinbar unberührt sich vor ihm ausbreitete.
Verzweifelt forschten seine Augen nach einer Spur, dem rettenden Hinweis.
Er vermochte nicht mehr einzuschätzen, wie lange er bereits durch durch die wilde Landschaft gehastet war.
Müdigkeit breitete sich in seinen Gliedern aus und der Schritt verlangsamte sich zusehends.
Sein Herz pochte rasend und schwer ging der Atem.
Graue Wolken ausgestoßenen Hauchs, die sich in der Luft verloren.
Erschöpft blieb er stehen und sank auf die Knie.
Einen kurzen Moment der Ruhe würde er sich gönnen.
Vor seinen Augen flirrte die Luft, verschwamm und bildete farbige Formen.
Verwirrt schüttelte er den Kopf, der ihm auf die Brust zu sinken drohte.
Schwer die Augenlider.
Mit einem Mal glaubte er irgendwo in naher Ferne eine Gestalt zu erkennen.
Abermals schüttelte er den Kopf als wollte er die Erschöpfung vertreiben, die sich seiner Sinne zu bemächtigen schien.
Doch wie sehr er sich auch bemühte, das Bild wurde seinen Augen nicht entrissen.
Zwar nur schemenhaft erkennbar, aber eine Frau in langen, weißen Gewändern gehüllt.
So weiß wie ihr Haar, das in breiten Bahnen über die Schultern fiel.
Auf ihrem ebenmäßigen Gesicht schien ein Lächeln zu liegen.
"So wunderschön...", durchströmte ihn der Gedanke.
Als bedeutete sie ihm zu folgen, drehte sich die Erscheinung und bewegte sich zwischen Bäumen hindurch.
Mühsam erhob er sich und folgte ihr schleppenden Schrittes.
Einem unwirklichen Drang folgend.
Mehr stolpernd als aufrecht gehend führte es ihn in den Wald hinein.
Es mochten Minuten vergangen sein, als sich die Bäume zurückzogen und den Blick auf eine Lichtung freigaben.
Mit einem Mal spürte er, wie sich die Lebensgeister wieder seiner bemächtigten und ein warmer Strom kraftvoll die Glieder flutete.
Vorsichtig betrat er das Rund und bemerkte friedlich ruhend eine Gruppe Wölfe.
Starke, stolze Tiere mit dichtem, weißen Fell.
Dunkle, warme Augen musterten ihn und ließen die Furcht verblassen.
Vorsichtig trat er näher und sogleich öffnete sich die Gruppe und gab den Blick auf ein Kind frei.
Friedlich schlafend ruhte das Mädchen auf einem Bett aus Zweigen.
"Jana!", rief er mit tränenden Augen.
Das Kind schlug die Augen auf.
"Papa!"
Ein fröhlicher Ausdruck umspielte ihr Gesicht, während sie aufsprang und sich in seine Arme warf.
"Papa, nicht traurig sein, sie haben mich beschützt."
Im Freudentaumel versunken umarmten sie sich und ließen dann suchend ihre Blicke schweifen.
Zwischen den Bäumen mattscheinend eine weiße Gestalt zu erahnen, die lächelnd entschwand - eine Gruppe weißer Wölfe ihr folgend.
© by P.H.
dunkelgrell am 18. Dezember 10
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Lakritz und Maria
"Is für´n Arsch", sagt Maria und schaut mich aus ihren dunklen Augen funkelnd an.
Die Kerze auf dem Tisch flackert dabei, als würde sie unter den Worten zusammenzucken.
Streitlustig ist sie, wie meist.
"Ficken" ist bisher noch nicht als sprachliches Ausdruckmittel in ihren Sätzen aufgetaucht.
Ich warte, ob es noch folgt.
Stattdessen greift sie in die Tasche und befördert eine Lakritzschnecke an das Tageslicht.
Sie fasst das Ende mit den Zähnen und zieht daran, als wäre es eine Tesarolle.
Irgendwie gefällt mir das - der Farbkontrast, wenn ihre weißen Zähne die schwarze Masse perforieren und stückchenweise verschwinden lassen.
Es ist ruhig in dem Cafe. Nur wenige Menschen bevölkern die Lokalität.
Die Kellnerin lehnt an der Theke und flirtet mit einem schmierigen Typen - Laufkundschaft.
"Wäre schade, wenn sie sich auf ihn einlassen würde", geistert es durch meinen Kopf.
Ich schlürfe an der Kaffeetasse und schaue Maria dabei an.
Keine Frage - verdammt süß, wie die blonden Haare ihr Gesicht umspielen.
Kaum zu glauben, dass dieser Mund immer wieder solch schattige Gedanken formuliert.
Dann wird mir aber bewusst, wie schmerzvoll das Leben für sie verlaufen sein mag.
Wie viele Verletzungen sie erlitten haben musste - Brandmale in den tiefen Schichten der Seele.
Sicher, sie verblassen im Laufe der Zeit, aber Zeichnungen werden zurückbleiben.
Oftmals möchte ich sie einfach nur in die Arme schließen und mich wie ein Wall zwischen sie und der Welt stellen.
Meinen Rücken all dem Leid und Elend zuwenden, sodass sie es gar nicht mehr zu sehen vermag.
Kindisch, ich weiß.
Möchte eine Hand auf ihre Stirn legen und all die düsteren Gedanken entziehen.
Vulkanier können das. Zumindest war es mal in einer Folge "Raumschiff Enterprise" zu sehen.
"Deine Worte, die Du hinterlässt und diese Menschen um Dich herum - ich verstehe das nicht", sie schüttelt den Kopf.
"Weißt Du, ich mag kein Lakritz. Ich denke aber, Du liebst es und es ist ok."
" Das ist etwas anderes...", entgegnet sie.
"Nein, ist es eigentlich nicht. Auch wenn ich nicht verstehen kann, warum man das Zeug konsumiert, so bin ich fest davon überzeugt, dass es nicht Dein Wesen verändert."
Bevor sie darauf antworten kann, beuge ich mich zu ihr herüber und ersticke die anrollende Wortlawine mit einem Kuss.
Ihre Lippen schmecken nach Lakritz.
Der Überraschungsmoment war ganz auf meiner Seite.
Ich spüre sie einen Moment erstarren, zögern, wie zu reagieren.
Gegen meine Erwartungen rückt sie aber nicht ab und ich fühle auch keine Hand auf meiner Wange niedergehen.
Vorsichtig, zögerlich erwidert sie den Kuss.
Wie weich ihre Lippen doch sind und voller Zärtlichkeit.
Wie groß der Widerspruch zu ihrer äußeren Hülle scheint.
Für einen Moment vergessen wir alle Dinge und genießen es, den Mittelpunkt allen Seins zu bilden.
Spät ist es, als wir uns verabschieden.
Sie lächelt und es scheint, als könnte sie einen Schritt aus ihren Schatten treten.
Die Zeit wird es zeigen.
© by P.H.
dunkelgrell am 16. Dezember 10
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