Lasagne und Stella
"Ne, lass mal, ich mach das schon."
Stella schiebt mich zur Seite und schaufelt mit der Kelle eine ordentlich Ladung Hackfleischsauce in die Form.
"Hey, das soll ein Gemeinschaftsprojekt sein und keine One Woman-Show."
"Okeee, von mir aus", stöhnt sie gespielt entnervt und rückt zur Seite.
Ich greife in die Packung mit den Lasagneblättern und verteile die Platten flächendeckend auf dem Hackfleisch.
Stella schaut interessiert zu. Ihre dunklen Augen verfolgen aufmerksam die Bewegung meiner Hände.
Irgendwie lauernd, als warte sie auf den kleinen, entscheidenden Fehler, der sie wieder in die Pole-Position spielen könnte.
Die Gelegenheit biete ich ihr aber nicht.
Gekonnt landet die Bechamel-Sauce in der Form und bahnt sich ihren Weg über die Schichten. Fugenfüller, denke ich noch.
Dann ergreift Stella wieder die Initiative und stapelt ihrerseits die restlichen Komponenten auf.
Final wird die ganze Kreation mit einer beeindruckenden Schicht geriebenen Käses gekrönt.
Der Backofen hat inzwischen Betriebstemperatur erreicht.
Sanft schnurren die Mühlen der Umluft und in satten Orange glühen die Stäbe des Grillgestänges.
Ich schiebe das Gemeinschaftsprodukt auf die Schiene und schließe die Klappe der Braterei.
Wir sitzen vor der Scheibe und wohnen dem Schauspiel bei.
Die Minuten vergehen und irgendwann schießt eine kleine Flamme aus der Form. Blau ist sie.
"Der Käse muss ziemlich schwefelhaltig gewesen sein", mein Stella und grinst.
Ich öffne die Klappe und schlagartig durchströmt wohltuende Wärme die Küche.
Hell tanzen die Flammen auf der Lasagne und werfen gespenstische Motive auf die Wände in dem inzwischen dunklen Raum.
Ich küsse Stella, was sie leidenschaftlich erwidert.
Wir lieben uns auf dem Boden vor dem Herd. Intensiv und im Angesicht der wärmenden Glut.
Irgendwann steht sie auf und bewegt sich zum Kühlschrank.
Aus dem Fach zieht sie zwei Flaschen des dunklen Bockbieres, welches nur in der Weihnachtszeit erhältlich ist.
Die Verschlüsse öffnen sich mit einem satten >Plopp<.
Schwer rinnt das dickflüssige Getränk die Kehle hinunter und verbreitet wohlige Wärme. Diesmal von innen heraus.
"Hättest Du sie essen wollen?"
Stella schüttelt lachend den Kopf.
"Nein, das wusstest Du aber."
"Klar", entgegne ich grinsend.
Sie sitzt mir im Schneidersitz gegenüber.
Meine Augen wandern über ihre Haut und verfolgen kleine Schweißperlen, golden schimmernd und irgendwo zwischen ihren Brüsten Bahnen legend.
"Ich liebe Dich", entfährt es uns zeitgleich.
Wir müssen lachen.
Sie sieht mich an, hebt die Flasche und prostet mir zu.
"Merry Christmas, mein Schatz."
© by P.H.
dunkelgrell am 22. Dezember 10
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