Männer und Mode
Wenn Männer Klamotten kaufen, ist das meist zielgerichtet. Frauen sind da eher kreative Freigeister.
Kennt ihr doch sicher - ein Kerl hat zwei Buchsen im Schrank, die er abwechselnd trägt. Ist eine geschrottet, kauft er eine neue.

Frau ist anders. Da gibt es den Kleiderschrank mit aktuellen Textilien. Der Vermieter hat wegen diesem Ungetüm nachträglich Stahlträger in die Deckenkonstruktion einziehen lassen.
In diesem Ding befinden sich aber lediglich Klamotten für die laufende Saison.
Der Rest ist in Schiffscontainern untergebracht, die den Garten schmücken.
1000 Bruttoregistertonnen oder so.

"Oooch, ich geh mal schauen, was es so gibt. Könnte etwas für den Sommer gebrauchen", sagt sie.
Sommer ? Wir Kerle denken da spontan an die Beschaffung einer Zapfanlage für kommenden Grillpartys.
Ok, kleidet nicht wirklich, ist aber ne echt sinnvolle Investition.

Ein Kumpel sagte mal vor Jahren zu mir: "Wenn wir uns aus den Augen verlieren und uns irgendwann wieder über den Weg laufen sollten, wirst Du mich vielleicht nicht mehr erkennen. Erkennen wirst Du aber die Hose."
Dabei klopfte er auf die blaue Schlag-Cordhose unter der kaum die Schuhe zu erkennen waren.
Naja, dann doch lieber einen 5-Jahres-Plan für den Kleiderschrank.

Jedenfalls ziehst Du als Kerl los und schaust mal, was der Markt so hergibt.
Besonders gerne sehe ich dem Treiben einfach nur zu.
Kürzlich stehe ich da vor einen Wühltisch mit Shirts und beobachte aus den Augenwinkel eine unterhaltsame Szenerie:
Wohlbeleibter Herr mittleren Alters. Offensichtlich an einem Anzug in kecker Farbgebung interessiert.
Lila würde ich es bezeichnen. Wahrscheinlich nennt sich das in Fachkreisen fliederfarben oder so.
Ging also in die Umkleide, um nach heftigem Kampfgetöse wieder verschwitzt vor dem Spiegel aufzutauchen.
Für meine Begriffe stand die blutdruckbedingte Kopfröte in unversöhnlichem Streit mit der Anzugfarbe.
Jedenfalls eilte sogleich eine der Verkäuferinnen herbei.
Nett anzuschauen. Sehr adrett. Typ Douglasjunkie.

"Steht ihnen auuusgezeichnet", flötete sie.
"Wirklich?", stieß der Kunde mit gepresster Stimme unter dem stramm sitzenden Sakko hervor.
"Aber sicher, es lässt sie frech und jugendlich erscheinen."
Dabei entfernte die Dame geschäftig unsichtbare Verunreinigungen von dem guten Stück, die wohl nur sie zu sehen vermochte.
Denke mal, das ist so ein Psychoding - Körperkontakt herstellen.
Hat bei ihm auf jeden Fall funktioniert.

Also ich hatte zu dem Outfit nur eine Assoziation: Modell Hinterhof-Nuttenpreller.

Mir ist da eine Weisheit in Erinnerung:
"Es ist kein Kaufmann, der nicht Mäusedreck für indischen Pfeffer verkaufen kann."
Stimmt schon - irgendwie.

Wie auch immer, nach kurzer Verhandlung knickte der Herr unter dem überzeugenden Charme der Dame ein und verließ siegessicher den Laden.
Bewaffnet mit Textilien, die seinen Typ unterstreichen und sämtliche Türen in Beruf und Damenkontaktierung weit aufstoßen sollten.
Hätte mir vielleicht seine Nummer geben lassen sollen, um den Erfolg zu beobachten.
Weil, wenn, dann hole ich mir auch so ein Teil - oder gleich mehrere.
Echt jetzt.

© by P.H.