Dunkelgrell

Geh ins Internet hat er gesagt. Der Hubert aus unserer Männergruppe. Da kannst Du nette Frauen kennen lernen. Hubert ist ok, der hat echt einen Plan vom Leben und so. Hat Kataloge zu Hause - mit einer Menge Bilder von Frauen, die ihn heiraten wollen. Ich meine, welcher Typ ist schon so gefragt wie Hubert ? Ich kenne keinen.

Naja, dann habe ich mich angemeldet. Also, bei einer Singleseite. War cool - gleich jede Menge Mails bekommen von hübschen Frauen, die wollten, dass ich sie anrufe. Habe ich natürlich nicht gemacht. Männer wollen erobert werden - bin doch kein leichter Junge.

Dann hatte ich ein Date - mit Waltraud. Blond, langhaarig und mit mächtigen Lungenflügeln. Hat mich auf eine Pizza eingeladen. Fing ja alles nett an, aber dann hat die ständig ihre Hand zwischen meine Beine geschoben, weil ihre Finger so kalt wären. Ich fand das doof und habe ihr die Telefonnummer von meinem Hausarzt gegeben. Der ist nämlich Gefäßspezialist und wird ihr bestimmt bei den Durchblutungsstörungen helfen können.

Waltraud hat dann auch ständig küssen wollen, dabei ist immer ihre Zunge aus dem Mund gefallen. Das war echt eklig, weil sie dabei auch noch ganz komisch geschnauft und wieder die Hände an meinen Beinen hatte. Also, ich will das nicht.

Bin dann auf die Toilette gegangen, dort aus dem Fenster geklettert und nach Hause gegangen.

So...und jetzt werde ich schreiben, dass ich keine Frauen mit kalten Fingern und loser Zunge will.

Mist ist das doch...

© by P.H.

"Hast Du es schon mal gemacht?", wollte Hubert kürzlich wissen. Ihr wisst schon, Hubert, mein Kumpel aus der Männergruppe.
Das war, als wir gerade Mangotee aufgesetzt hatten, im Stuhlkreis saßen und solidarischen Ausdruckstanz für misshandelte Männer aufführten.

Muss wohl ziemlich fragend geguckt haben, weil er nur breit grinste.
"Den einäugigen Glatzenaal in das Land des senkrechten Lächelns geführt?", drängte Hubert.
"Du weißt doch, dass Mama mir kein Aquarium erlaubt hat..."
Hubert grinste noch breiter und mir war das irgendwie unheimlich.
"Rollkragenbarbie in die Heimat des purpurbehelmten Kriegers geleitet?"
"Hör mal, Du hast doch gesagt, dass ich all meine Barbies dem Männerhaus spenden soll..."
Hubert winkte ab und ging in die Kreismitte, um seinen Tanz aufzuführen. "Das sterbende Alimentekabel" hieß seine Figur. Mir gefiel es. Ist schon ein Checker, der Hubert.

Zu Hause habe ich mal Frau Google gefragt. Die hat mir geantwortet - ist alles so ein Sexding, also echt eklig. Bin dann auf einer Seite gelandet, wo sich alle immer die Kleider gemopst haben. Hab das wieder schnell weggeklickt.

Mama hat immer gesagt, an mein Gießkännchen soll niemand fassen - außer mal der Onkel Doktor.
Mit Hubert muss ich mal reden, dass der da jetzt solche Sauereien im Kopf hat. Wahrscheinlich war der wieder bei Anna gewesen - die Trinkhalle am Bahnhof. Wenn der dort war, kommt er immer mit so komische Sachen.

Also, ich will das nicht.

© by P.H.

Es war spät geworden in der Männergruppe. Wir hatten eine lebhafte Diskussion über die Frage, ob Männer mit Migräne auch mal "Nein" sagen sollten.
Aufgewühlt wie wir waren, stieß mich Hubert von der Seite an und meinte, wir könnten noch einen Absacker zu uns nehmen.
Was immer damit gemeint war, Hubert ist ne coole Socke - würde bestimmt prima werden.

Wir zogen dann also los und landeten vor einem Laden, der sich "wilde Rose" nannte.
"Hör mal, das ist ein Blumenladen", sagte ich zu ihm.
Hubert grinste nur und stieß die Tür auf. Drinnen war es ziemlich finster, also gedämpftes Licht und so.
Blumen waren keine zu sehen.
Ich denke, es war wohl eher ein Gymnastikclub. Da waren lauter Holzböden, Stangen bis unter die Decke und Frauen in sportlicher Kleidung kletterten daran auf und ab.

Hubert setzte sich an die Theke und bestellte "Herrengedecke". Ich freute mich schon auf die Knabbersachen, aber es kamen nur Getränke und nicht mal eine Tischdecke war dabei.
Ich glaube, Hubert hat sich da ziemlich einseifen lassen, weil das auch noch ganz schön teuer war. 50 Euro oder so. Ich hätte das nicht bezahlt, aber Hubert war das wohl egal.

Jedenfalls saßen wir dann da und wollten gerade trinken, als zwei Frauen, die wohl keine Lust mehr auf Gymnastik hatten, zu uns kamen.

Also, ich kannte die nicht und eine von den Frauen wollte auf meinen Schoß. Das habe ich natürlich nicht gemacht, weil die war schon erwachsen.
Chantal hieß die und hatte wohl auch einen Bekannten entdeckt, weil die gleich zu einem anderen Mann an der Theke ging.
Hubert kannte die andere Frau scheinbar, weil er munter mit ihr plauderte und lachte.

"Du", meinte er dann zu mir, "ich habe etwas mit Monique zu besprechen, wir sind gleich wieder zurück."
In geschäftliche Dinge mische ich mich grundsätzlich nicht ein, ist ne Ehrensache und so blieb ich sitzen und schlürfte an den Getränken.
Die Frau hinter der Theke war echt nett. Janette hieß die.
Fand das irgendwie lustig, dass hier so viele französische Vornamen hatten.
Jedenfalls plauderten wir über den Weltspartag und Butterkekse.

Nach einer Weile kam Hubert wieder zurück - alleine. Irgendwie schien er glücklich, er hatte so ein Grinsen im Gesicht.
Ich denke mal, er hat Monique zu einem Rabatt bei den Getränkepreisen überreden können. Klar, dann wäre ich auch erfreut.

Wir blieben nur noch kurz und gingen dann nach Hause. Also, ich fand das Lokal ok, aber mir waren die Preise zu hoch.
Wenn wir da nochmal hingehen sollten, werde ich mir eine Fanta mitnehmen und Butterkekse für Janette.

© by P.H.